Ich suche nach Gott…
Ich suche nach Gott, diesen manchmal unverständlichen, fernen Gott. Ich suche seine Zuwendung, seine Zuneigung, seine Zärtlichkeit.
Ich suche Geborgenheit in ihm, Entspannung in seiner Liebe zu mir.
Wenn ich mich von ihm gehalten weiß, muss ich nicht mehr stark sein, darf ich weich werden und schwach sein.
Ich suche nach Sicherheit.
Ich suche manchmal mit Verzweiflung nach einer endgültigen Orientierung, nach einer optimalen Sicherheit, die mich vor jeder Verunsicherung jetzt und für alle Zeit retten wird.
Dabei verenge ich mein Leben. Ich schalte vieles aus. Ich vernachlässige Wichtiges. Ich denke nicht konsequent weiter. Ich mache aus der bunten eine schwarzweiße Welt.
Es ist nicht zu vermeiden, dass alles der Zeit unterworfen ist. Mit den Tagen und Jahren verschieben sich die Bilder und Inhalte, und ich bin wieder unsicher und unterwegs.
Neu muss ich lernen zu begreifen, was ich schon einmal wusste.
Das ist der Preis des lebendigen Menschseins. Meine Sicherheit liegt in der Bewegung.
Ich suche mich.
Ich habe mich irgendwo unterwegs verloren und finde nur Anzeichen von mir. Es drehen sich zu viele Rädchen in mir und um mich.
Die Stille wird verdrängt und ich laufe hinter mir her, ohne mich einzuholen. Ich habe mein Zentrum verloren und weiß nicht, was ich will.
Ich suche mich.
Ich suche nach Momenten, die mich so in der Tiefe berühren, dass ich die Zeit anhalten möchte, Momente, die mich befreien aus der Gefangenschaft in meinen Kopf.
Ich suche Zeit, als Stück der Ewigkeit. Ich suche nach Momenten, die mich fortreißen, so dass ich mich vergessen kann und durchdrungen bin vom Puls des Lebens, Momente, in denen jede Zelle meines Körpers ihr ganz eigenes Leben spürt, das fortträgt in die Zukunft, Momente, in denen alle Fragen aufhören und ich nur noch bin, betroffen und glücklich, weil ich bin.
Ich suche dich, Gott, dessen Name ich nicht genau kenne, der viele Namen in sich vereinigt.
Ich suche einen Zustand, eine Wahrnehmung, eine Wirklichkeit, eine Einsicht, eine Harmonie, in der alles sich vereinigt, in der Friede wird, in der die Welt heil wird.
Eine Unruhe in mir lässt mich suchen, ein Wissen, dass es mehr geben muss, hält mich unterwegs.
Ich suche Liebe, die mehr ist als nur schöne Worte, mehr als Sympathie und Zuneigung.
Ich suche eine Kraft, die mich tragen kann, wenn ich es nicht mehr allein schaffe, die mich motiviert, wenn ich lustlos geworden bin, die mir Energie gibt, wenn ich versucht bin, aufzugeben.
Ursula Fietze