MUT-JOKER – oder: „Du bist gefragt“

mutjockerGeldbeutel bergen mancherlei kleine Geheimnisse. Das stellte ich dieser Tage wieder einmal fest. Führerschein, Personalausweis, Bahncard, Kolpingausweis, Kassenbons usw. Beim Her- ausnehmen all dessen, was nicht mehr gebraucht wird, tauchte mein „MUT-JOKER“ wieder auf. Erinnert Ihr Euch? Wer vor einem Jahr beim Kolpingtag in Köln dabei war, der bekam diese Karte geschenkt. Seither ist sie in meinem Geldbeutel. Leider etwas hinter Anderes gerutscht. Und nun – Gott sein Dank – wieder in Erinnerung gebracht.
„Diese Jokerkarte kannst du einsetzen, wenn Dich der Mut verlässt oder du Mut brauchst! Du kannst sie auch jemandem schenken, dem Du mehr Mut wünschst!“
So steht es auf der Rückseite der Karte.

Folgendes passierte mir ebenfalls in den letzten Tagen: Ich war zu einem See mit Ausflugsrestaurant gefahren. Viele Biker sind unterwegs, einige frischverliebte Paare, einige ältere Leute. Die Tische der Restaurantterrasse sind locker besetzt. Ich finde noch einen freien Tisch. Kurz nach mir wird der letzte Tisch besetzt. Dann kommen wieder Biker, schauen sich um. Schon will ich sagen: „Bitte, hier ist Platz, setzen Sie sich zu mir.“
Ich tue es nicht. – Warum eigentlich nicht? Nein,
ich wollte nicht meine Ruhe haben. Dazu hätte ich den falschen Ort gewählt. Es war eher die Überlegung,
was die Biker wohl davon halten würden. Das erfahre ich nun nicht mehr. Leider. Denn es könnte nun passiertsein, dass ich eine freundliche Begegnung verpasst habe.
Es war für mich ein denkwürdiger Mittag. Mut tut gut! Daran will ich mich wieder bewusster er- innern bei allem, wo es nötig ist: Im persönlichen Leben und bei den vielen Veränderungs- prozessen in unserer Gesellschaft und in unserer Kirche.
In unseren Kolpingsfamilien sind wir als Einzelne und als Gemeinschaft gefragt uns einzu- mischen, den Mund aufzumachen. Wir sind gefragt, wenn in unseren Kirchengemeinden der Prozess „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten“ auf den Weg gebracht wird, denn da haben wir etwas zu sagen – nämlich „Mut tut gut!“ Veränderungen sind zunächst oft schwer zu ertragen, weil sie uns zwingen, Vertrautes in Frage zu stellen oder gar aufzugeben. Doch mit Vertrauen und Mut, mit unserer Fähigkeit zu denken und Struktur zu geben, gelingen Veränderungen. Deshalb: Gehen wir voran – in den kleinen und großen Dingen des Lebens, denn „wer Mut zeigt, macht Mut!“.

Dr. Claudia Hofrichter Geistliche Leiterin im Diözesanverband